Woche der Diakonie

Nachricht 10. September 2024

Vielfalt Raum geben #aus Liebe

Das Team der des Diakonieverbandes präsentierte seine Angebote auf dem Wochenmarkt in Buxtehude. Foto: Diakonieausschuss

Buxtehude. Mit einem Filmabend in der St. Petri Kirche eröffnete das Vorbereitungsteam die diesjährige Diakoniewoche am 3. September. Der Diakonieausschuss der Kirchenkreissynode, verstärkt durch Mitarbeitende des Diakonieverbandes Buxtehude-Stade, hatte zum niedersachsenweiten Motto „Vielfalt Raum geben #aus Liebe“ den Film „Crescendo“ ausgewählt und die Turmkapelle mit einem Popkorn- und Getränkeangebot in einen Kinosaal verwandelt.

Bewegender Kinofilm

In dem Film von Dror Zahavi aus dem Jahr 2019 nimmt ein deutscher Stardirigent die Herausforderung an, im Zusammenhang einer Nahost-Friedenskonferenz in Südtirol aus palästinensischen und israelischen Musiker:innen in paritätischer Besetzung ein Jugendorchester zu bilden und auf einen Konzertauftritt vorzubereiten. Schon beim Vorspiel in Tel Aviv bemerkt er, dass aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen und festsitzenden Vorurteile beider Gruppen ein gemeinsames Musizieren stark beeinträchtigt ist. In der Abgeschiedenheit der Berglandschaft Norditaliens und dennoch unter hohen Sicherheitsvorkehrungen bewegen sich die beiden Gruppen ein Stück aufeinander zu, lassen sich ein auf die Erfahrungen der anderen. Der Dirigent leitet die Gruppe dazu vorsichtig an: „Riskiert fünf Tage lang, zu denken: Dein Feind ist nicht böse. Vielleicht ändert das was“, ruft er den jungen Menschen zu. Hier und da gelingen ganz langsam Annäherungen, die auch eine größere Harmonie des musikalischen Zusammenspiels nach sich ziehen. Doch immer wieder brechen sich Misstrauen und festsitzende Rivalitäten Bahn. Nach einem tragischen Zwischenfall – ob es sich dabei um einen Anschlag handelt, bleibt offen -  ist das Projekt endgültig zum Scheitern verurteilt. Gleichwohl schimmert durch, dass ein zartes Samenkorn der Verständigung beginnt in den Herzen der Jugendlichen Wurzeln zu schlagen.

„Ich fand den Film traurig und berührend“ äußert sich Alisa Stein im Anschluss am liebevoll vorbereiteten Snackbuffet unterm Pavillon vor der Kirche: „Ich habe hier im Aushang von dem Filmabend erfahren. Das Thema war sensibel dargestellt, sehr bewegend.“

Ehrenamtskoordinatorin plädiert für Vielfalt

Clara Brüggmann, Ehrenamtskoordinatorin beim Diakonieverband und zuständig für die Vernetzung zwischen den Kirchengemeinden und dem Verband, möchte mit der Diakoniewoche der Vielfalt Raum geben: „Ein Statement, dass wir uns positionieren gegen Hass. Zu uns kommen viele Menschen mit einer Migrationsgeschichte. Wir sind für alle da, unabhängig von ihrer Herkunft oder Religionszugehörigkeit.“

Tafeln mit wachsendem Kundenstamm

Zur Situation der Tafeln lässt sich allgemein feststellen, dass der Kundenstamm stark gestiegen ist bei einem gleichzeitig sinkenden Angebot an gut erhaltenen Waren, die an die Tafelkundinnen und -kunden weitergegeben werden können. Nach wie vor benötigen die Tafeln dringend Geld- und Sachspenden.

Großer Bedarf an Beratung bei Überschuldung

Sehr gefragt ist das Angebot der Schuldnerberatung. Im Diakonieverband arbeiten zwei Schuldnerberater:innen, unterstützt von zwei Verwaltungsmitarbeiterinnen. An beiden Standorten, in Buxtehude und in Stade, können überschuldete Menschen Hilfe erfahren. Zusätzlich gibt es eine mobile Schuldnerberatung, berichten Arndt Becker und Stefanie Himmelsbach: „Wir fahren zu den Menschen nach Hause, wenn sie nicht zu uns kommen können.“

Zusätzlich gab es bis zur Coronazeit ehrenamtliche Schuldnerbegleiter:innen. Dieses Angebot soll nun wieder aufleben. Interessierte können sich für Schulungen anmelden.

Die Nachfrage in der Beratung bei finanziellen Nöten ist derzeit so groß, dass die Wartezeit bei vier bis fünf Monaten liegt. Menschen aller gesellschaftlicher Schichten können betroffen sein. Notfälle, etwa, wenn bereits Strom oder Heizung abgestellt sind, haben Vorrang in einer Sofortberatung. Jeder Berater betreut etwa 90 Klient:innen.

Erwachsene in finanziellen Nöten jeden Alters kommen auf die Diakonie zu. Hauptgründe für Überschuldung sind Trennung, Krankheit oder Tod eines nahen Angehörigen. Dazu komme, dass es gesellschaftlich anerkannt sei, Schulden zu machen durch „Zahle-später-Angebote“, teilweise mit Null-Prozent-Verzinsung, die Menschen dazu verleiten, über ihre finanziellen Verhältnisse einzukaufen. Mit der Schuldenthematik einher gehen oft Depressionen.

„Die am meisten vertretene Gruppe sind alleinerziehende Mütter. Meistens geht es den Menschen schon nach dem ersten Gespräch besser. Wir machen niemandem Vorwürfe, sondern schauen nach vorn und vermitteln, dass es immer eine Lösung gibt,“ erklärt Arndt Becker.

Man gehe davon aus, dass etwa zehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland überschuldet seien. Laut Europarecht habe jeder Mensch einen Anspruch auf Schuldnerberatung. In der Realität gebe es aber zu wenige Beratungsplätze, moniert der Sozialarbeiter.

Es gibt auch kostenpflichtig arbeitende Schuldenberatungen, bei der Diakonie ist das Angebot gebührenfrei für die Betroffenen.

Ehe-, Paar- und Lebensberatung

Sieglinde Kahlich bietet ihre Unterstützung an in der Ehe- Paar- und Lebensberatung. Wer Partnerschaftsprobleme hat oder aus anderen Gründen in einer Lebenskrise steckt, ist bei ihr gut aufgehoben.  Hier gibt es zurzeit ausreichend Termine. Dieses Angebot ist das einzige im Diakonieverband, bei dem eine nach Einkommen gestaffelte Gebühr anfällt.

Begleitung und Fortbildung für die Arbeit mit Migrant:innen

Über die Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe im Landkreis Stade erhalten 34 Ehrenamtliche Unterstützung und Fortbildungsmöglichkeiten für ihr Engagement zur Integration von Migrant:innen. Auch der Newsletter „Fremd und Vertraut“ erscheint monatlich. Die Koordinierungsstelle ist eine Landkreisaufgabe und wird größtenteils von diesem finanziert und getragen, einen kleinen Anteil trägt die Kirche. Karin Lange ist Ansprechpartnerin im Diakonieverband.

Sie schätzt den vielfältigen Erfahrungsschatz, den Ehrenamtliche einbringen können, z. B. in der „Sprachbrücke“. Hier bilden sich Tandems, die ein paar Stunden deutsch miteinander sprechen zu Themen, die gerade oben aufliegen. „Es geht einfach um Sprechpraxis zu Alltagsthemen. Reden und Lachen, beide Seiten haben etwas von diesen Begegnungen“, freut sich Karin Lange.

Das Projekt „Sprachkompass“ soll nach den Herbstferien an Grundschulen anlaufen. Hierfür werden Sprachförderpat:innen gesucht, die Kinder im oder nach dem Schulunterricht unterstützen: „Es geht um das Erlernen der deutschen Sprache, um soziale Kompetenz, um Gemeinsamkeit, um Lust, Spaß und Freude.“, heißt es in der Sommerausgabe des Newsletters.

Am Samstag waren die Mitarbeitenden auf dem Wochenmarkt in Buxtehude präsent mit einem Stand, der über die Angebote des Diakonieverbandes informiert. Sie luden ein zu einem kühlen Getränk oder um einmal am Glücksrad zu drehen und eine kleine Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Bei einem Gottesdienst in der St. Petri Kirche unter Leitung von Superintendent Dr. Martin Krarup  fand die Diakoniewoche einen festlichen Abschluss.

Weitere Informationen zu den Angeboten der Diakonie finden sich hier: Diakonieverband Buxtehude-Stade – Diakonieverband Buxtehude Stade (diakonieverband-buxtehude-stade.de)