Drei Stationen mit unterschiedlichen Highlights
Drei Diakon:innen und ein besonderes Projekt: Der PopUp Pub mit leckeren Getränken, tollen Gesprächen und viel Action. Im September gab es ihn in Buxtehude. Davor einen Monat lang draußen vorm Tinyhouse in Osterholz-Scharmbeck und im Oktober feierte er in einer leerstehenden Eisdiele in Bremervörde sein letztes Comeback. Nun blicken Kathrin Beushausen, Ole Neumann und Franziska Feldmann zurück auf ihr Fresh-X-Projekt, wie neue Ausdrucksformen von Kirche auch genannt werden. Sie brachten die Idee dazu von einer London-Reise mit. Hier ist ihr Bericht:
Mit einer Fresh X-Reise durch London ging alles los: unterschiedliche Initiativen zeigen uns, wie Kirche anders gehen kann: Einladend, flexibel, mit offenen Ohren. Abends im Pub reflektieren wir den Tag und fragen uns, wie wir diese Haltung mit nachhause nehmen können. Uns fehlt so ein Ort wie ein „ausgelagertes Wohnzimmer“. Direkt nach der Ankunft zuhause dann ein erstes Zoomtreffen und es wird klar, wir wollen es ausprobieren! Wir wollen Kirche und G*tt anders erlebbar machen, wollen eine Mischung aus Kneipe und Café initiieren, für junge Menschen da sein.
Mittlerweile sind zwei Jahre vergangen und wir haben es tatsächlich gemacht. Von August bis Ende Oktober war unser PopUp Pub geöffnet und wir durften ausprobieren. Im ersten Monat auf der Wiese vor der St. Willehadi Kirche in Osterholz-Scharmbeck. Mit Liegestühlen, Pavillons und einer Tischtennisplatte haben wir es uns schön gemacht. Unsere Basis: ein geliehenes Tinyhouse mit toller Kaffeemaschine und der Tresen unter freiem Himmel. Viele sind neugierig, wollen das Tinyhouse von innen sehen, fragen sich, was Solidaritätspreise sind und warum wir all das eigentlich machen. Wir führen viele Gespräche und genießen es, dafür Zeit zu haben. Es zahlt sich aus: viele kommen wieder. Sie fühlen sich bei uns wohl und schätzen die Gemeinschaft. Als Team finden wir uns stetig in die neue Rolle ein und realisieren: wir sind jetzt Pubbesitzer*innen und das ist gut so.
Endlich sind wir an dem Punkt, auf den wir so lange hingearbeitet haben. In der Vorbereitungszeit haben wir uns christliche Cafés in Deutschland angeschaut, Anträge für finanzielle Unterstützung gestellt, die Idee weiter ausgefeilt, haben Kolleg*innen und Anstellungsträger*innen in den Prozess involviert, uns als Team besser kennengelernt, nach Räumlichkeiten gesucht, Freistellungen erwirkt, uns Gedanken über Öffentlichkeitsarbeit gemacht, unser Netzwerk ausgebaut und uns immer wieder auf G*tt ausgerichtet. All das neben unseren „normalen“ Aufgaben als Diakon*innen in Heeslingen (Kirchenkreis Bremervörde-Zeven), Worpswede (Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck) und im Kirchenkreisjugenddienst Buxtehude.
Mit dem Umzug im September nach Buxtehude kommt die große Frage: wie transformieren wir den Pub von draußen nach drinnen? Wir kaufen Möbel, hängen Bilder auf und suchen nach gemütlichem Licht. Es wird ruhiger. Wir machen den Raum auf für Veranstaltungen: Demoplakate und Aquarell malen, puzzeln und Bingo, Glücksrad und nur Gewinne. Beim Abendbrot müssen Stühle und Tische dazu gestellt werden und die Besuchenden gehen glücklich nachhause. Wir wohnen direkt über dem Pub, haben es uns mit Matratze und Campingstuhl in der leerstehenden Pfarrwohnung gemütlich gemacht und hören manchmal die Orgel, wenn drüben jemand übt.
Mit einem Transporter beladen bis unters Dach geht’s zum letzten Standort nach Bremervörde. Dort dürfen wir eine ehemalige Eisdiele mit Leben füllen. Unser Team wird größer: Luna ist als Praktikantin, angesteckt von der schönen Zeit in Osterholz-Scharmbeck, eingestiegen und begleitet uns einen Monat lang. Jede Woche gibt es einmal Livemusik, es werden unzählige Partien Schach gespielt und irgendjemand ist immer kreativ. Viele vertraute Gesichter tauchen auf, manche haben sich aus Osterholz-Scharmbeck oder Buxtehude extra auf den Weg gemacht, manche wohnen direkt um die Ecke. Während der Pub sich langsam rumspricht, planen wir schon den Abschluss. Es soll eine große Dankeparty für alle Unterstützenden werden, ohne die das Projekt nicht möglich gewesen wäre. Wir wollen das Ende feiern! Und das tun wir. Der ganze Pub ist voller Menschen, es gibt leckeres Essen und die Getränke schmecken nochmal besonders gut. Viel Dankbarkeit auf allen Seiten. Wir schwelgen in Erinnerungen und haben großen Spaß bei der Versteigerung unseres Inventars. Vom Kaffeelöffel bis zum Tresen, vom Sessel bis zur Tischdecke findet alles ein neues Zuhause und lässt den Pub ein Stück weiterleben. Eine intensive Zeit geht zu Ende und wir sind dankbar: dass wir machen durften, dass wir viel gelernt und viel gelacht haben.
Ein Projekt, dass die Tür aufgemacht hat: Wir sind unserer Sehnsucht nachgegangen und haben erlebt, wie Kirche anders gehen kann. Wir haben Platz geschaffen für Kreativität. Wir haben Liebe gelebt. Wir haben es uns gemütlich gemacht. Wir waren offen für die, die uns gefunden haben. Wir waren gemeinsam unterwegs und haben das genossen. Wir haben gespürt: G*tt ist mittendrin.
Alle Infos und Eindrücke gibt es unter www.popuppub.org oder auf Instagram unter popup.pub.